Zur Geschichte von Tramin

Die Gegend wurde aufgrund der klimatisch günstigen und sonnigen Lage zweifellos schon früh besiedelt. Von unseren frühen Vorfahren zeugt ein Figurenmenhir aus der Jungsteinzeit oder Steinkupferzeit, der in Rungg entdeckt wurde. Dieses Steindenkmal stammt also etwa aus derselben Epoche, wie „Ötzi“, die 5300 Jahre alte Gletschermumie und Hauptattraktion des Südtiroler Archäologiemuseums in Bozen. Dort befindet sich auch das interessanteste Fundstück aus Tramin aus der Römerzeit, nämlich ein lebensgroßer Jünglingskopf aus einheimischem Marmor. Antike Münzen, Keramik , gestempelte Ziegel und diverse Kleinfunde sind leider über verschiedene Museen verstreut.

An Ort und Stelle verblieben sind die Wurzeln der mittelalterlichen Siedlung Tramin. Schon die schriftlichen Quellen der vier noch vorhandenen Kirchen in Tramin und Söll reichen ins 13. Jahrhundert zurück. Diese Sakralbauten wurden später im gotischen Stil verändert und vergrößert. Nur die kleine Kirche in Rungg wurde erst vor etwa hundert Jahren errichtet. Eine 1214 auf Kastelaz, dem Hügel nordwestlich von Tramin, erbaute Volksburg wurde schon um 1278 wieder zerstört und ist vollkommen verschwunden. Was im Dorf an profaner alter Bausubstanz erhalten blieb, reicht hauptsächlich ins 16. und 17. Jahrhundert zurück, auch wenn mancher Keller altersmäßig mit den Gotteshäusern vielleicht konkurrieren kann.

Wein stellte seit jeher die wirtschaftliche Grundlage für Tramin dar. Wein aus Tramin – nicht die Sorte Traminer - war seit dem Hochmittelalter berühmt und nicht nur bei wohlhabenden Bürgern etwa in Süddeutschland gefragt, sondern auch an Fürstenhöfen und brachte deshalb relativen Wohlstand. Diesen mehrte er beispielsweise auch den Augsburger Patrizierfamilien Gossenprot und Langenmantel, von denen sich je ein Zweig im 14. bzw. im 15. Jahrhundert selbst in Tramin ansässig machte. Während das nahe Augustinerchorherrenstift St. Michael an der Etsch aufgrund einer Schenkung schon bei seiner Gründung um 1145 hier zum Grundherren wurde, mussten weiter entfernte Klöster im Norden noch lange warten, bis sie über Traminer Wein aus eigener Produktion verfügen konnten: Das Servitenstift Maria Luggau in Kärnten wurde 1661 vom kinderlosen Adeligen Christoph Friedrich v. Freising mit Hof und Weingütern in Rungg beschenkt. (Der Name des Freisinger-Hofes rührt also von dieser Person und nicht etwa vom Stift Freising in Bayern her, wie man oft lesen kann!) Und diese Ordensgemeinschaft ist noch heute, nach 350 Jahren, Eigentümer dieses Gutes. Während zahlreiche bayerische Klöster schon seit dem Hochmittelalter nicht nur ihren Messwein aus den eigenen Weingärten im Überetsch, in der Bozner Gegend oder im Burggrafenamt über die Alpen transportierten, konnte in Tramin das Benediktinerkloster Ettal erst 1677 den Leitnerhof und weitere Grundstücke käuflich erwerben.

Tramin gehört offenbar zu den ältesten Marktgemeinden des Landes: Vom „Marchtrecht“ ist schon 1361 und 1363 die Rede. Der Landesherr selbst, nämlich der Fürstbischof von Trient, bezeichnete Tramin 1469 als seinen „Margt“. Ein Gewölbeschlussstein im Chor der Pfarrkirche, die genau im Jahre 1400 geweiht wurde, zeigt übrigens bereits das noch heute gültige Gemeindewappen mit goldener Mondsichel und goldenem Stern auf blauem Grund.